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Am 1. Januar 2025 sind bedeutende Änderungen in den Verwaltungsgrundsätzen für Verrechnungspreise in Kraft getreten. Davon betroffen sind wie üblich alle Unternehmen mit grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen. Was die Umsetzung der Grundsätze angeht, sind nun die Steuerabteilungen gefordert – oder die Unternehmen sollten auf ihre Steuerkanzlei zugehen. In „hsp live um 11“ hat Transfer-Pricing-Experte Tobias Polka, Partner und StB der Düsseldorfer Kanzlei ADKL, Inhalte, Pflichten und Auswirkungen erläutert.
Die neuen Verwaltungsgrundsätze, die im Rahmen des Wachstumschancengesetzes eingeführt wurden, stellen einen bedeutenden Schritt in der Regulierung von Verrechnungspreisen dar. Laut Tobias zielen diese Grundsätze darauf ab, die Transparenz und Nachvollziehbarkeit von Finanzierungsbeziehungen innerhalb von Unternehmensgruppen zu erhöhen. Unternehmen sind nun verpflichtet, ihre Finanzierungsbeziehungen detaillierter zu dokumentieren und zu analysieren, um den Anforderungen der Finanzbehörden gerecht zu werden.
Das Wachstumschancengesetz bringt mehrere wesentliche Änderungen mit sich, die die Dokumentationspflichten für Unternehmen erheblich verschärfen. Insbesondere wurden neue Absätze in die gesetzlichen Rahmenbedingungen aufgenommen, die sich auf die Dokumentation von Finanzierungsbeziehungen zu ausländischen nahestehenden Unternehmen konzentrieren. Diese Änderungen erfordern eine umfassende Analyse der Funktions- und Risikoprofile, um die Angemessenheit der Zinsen zu belegen.
Fachleute sehen Konsequenzen für die Finanzierungsbeziehungen
Die neuen Vorschriften haben direkte Konsequenzen für die Finanzierungsbeziehungen zwischen Konzernunternehmen. Unternehmen müssen nun sicherstellen, dass alle Finanzierungsdienstleistungen, einschließlich Darlehen, Garantien und Cash-Pooling-Vereinbarungen, den neuen Dokumentationsanforderungen entsprechen. Dies bedeutet, dass Unternehmen eine klare und nachvollziehbare Dokumentation ihrer Finanzierungsströme bereitstellen müssen, um potenziellen steuerlichen Nachteilen vorzubeugen.
Einen zentralen Punkt der Diskussion um die neuen Verwaltungsgrundsätze stellt die Frage der Rückwirkung dar. Viele Unternehmen sind sich nicht sicher, ob die neuen Vorschriften auch auf bereits bestehende Finanzierungsbeziehungen angewendet werden können. Während einige Aspekte rückwirkend geltend gemacht werden können, bleibt die genaue Anwendung in vielen Fällen unklar. Voraussichtlich ist damit ein weiterer Streitpunkt zwischen Unternehmen und Finanzbehörden zu erwarten.
Viele Finanzierungsdienstleistungen betroffen
Die neuen Vorschriften betreffen eine Vielzahl von Finanzierungsdienstleistungen. Dazu zählen neben klassischen Darlehen, Garantien, Cash-Pooling-Vereinbarungen auch Bürgschaften. Unternehmen müssen sicherstellen, dass sie für jede dieser Dienstleistungen eine angemessene Dokumentation vorlegen können, die die Angemessenheit der Zinsen und die wirtschaftlichen Hintergründe der Transaktionen belegt.
Zudem wurden die Dokumentationsanforderungen erheblich verschärft. Unternehmen sind nun verpflichtet, innerhalb von lediglich 30 Tagen eine umfassende Dokumentation zu erstellen, die die Funktions- und Risikoprofile der beteiligten Unternehmen darstellt. Dies umfasst die Analyse der Kapitaldienstfähigkeit sowie die Notwendigkeit eines Geschäftszwecktests. Die Unternehmen müssen in der Lage sein, nachzuweisen, dass die Finanzierungsbeziehungen nicht nur steuerlich optimiert sind, sondern auch tatsächlich wirtschaftlich sinnvoll und notwendig.
Worum geht’s der Finanzverwaltung?
Mit den Verwaltungsgrundsätzen hat die Finanzverwaltung ihre Anforderungen an die Verrechnungspreisdokumentation konkretisiert. Unternehmen mit grenzüberschreitenden Geschäftsbeziehungen müssen ihre Preisgestaltungen jetzt noch genauer belegen. Die Dokumentation soll klar, schlüssig und zeitnah sein – und dem sog. Fremdvergleichsgrundsatz entsprechen. Ziel ist es, Gewinnverschiebungen zu vermeiden und mehr Transparenz zu schaffen. Wer unvollständig oder verspätet dokumentiert, riskiert Zuschätzungen und empfindliche Strafen.
Zinserträge und Zinsaufwendungen im Fokus
Die Prüfung von Zinserträgen und Zinsaufwendungen gehört zu den zentralen Aspekten der neuen Dokumentationsanforderungen. Demnach müssen Unternehmen sicherstellen, dass alle Zinserträge und Zinsaufwendungen ordnungsgemäß dokumentiert und nachgewiesen werden können. Die Finanzbehörden werden zunehmend darauf achten, ob die Zinserträge und -aufwendungen den Marktbedingungen entsprechen. Das bedeutet, dass Unternehmen Nachweise für die Angemessenheit der Zinsen erbringen müssen. Diese Nachweise müssen auf einem detaillierten Vergleich von ähnlichen Transaktionen basieren.
Voraussichtlich besonders im Fokus der Prüfung:
- Marktübliche Zinssätze: Unternehmen müssen die Zinssätze mit marktüblichen Vergleichszinsen abgleichen.
- Dokumentation der Finanzierungsbeziehungen: Alle relevanten Verträge und Vereinbarungen müssen gut dokumentiert sein.
- Funktions- und Risikoprofile: Die Analyse der Funktions- und Risikoprofile der beteiligten Unternehmen ist notwendig.
Wirtschaftlichkeitstest und Substanztest checken Angemessenheit
Um die Angemessenheit von Finanzierungsbeziehungen zu überprüfen, werden der Wirtschaftlichkeitstest und der Substanztest eingesetzt. Diese Tests sollen sicherstellen, dass die Unternehmen in der Lage sind, die vereinbarten Zahlungen zu leisten und dass die Finanzierungsbeziehungen wirtschaftlich sinnvoll sind. So erfordert der Wirtschaftlichkeitstest von Unternehmen den Nachweis, dass sie in der Lage sind, die Zinsen und Tilgungen aus ihrem operativen Geschäft zu zahlen. Dies kann durch die Erstellung eines detaillierten Businessplans erfolgen, der die künftige Ertragskraft des Unternehmens darstellt.
Der Substanztest dient dazu, sicherzustellen, dass die Finanzierung nicht nur auf dem Papier existiert. Es müssen tatsächlich substanzielle wirtschaftliche Aktivitäten in dem Land stattfinden, in dem die Tochtergesellschaft ansässig ist. Unternehmen müssen nachweisen, dass sie über die notwendigen Ressourcen und Aktivitäten verfügen, um die Finanzierung zu rechtfertigen.

Transaktionsmatrix dient als Vereinfachung, nicht als Abkürzung
Mit der Transaktionsmatrix kommt ein neues Instrument, das Unternehmen helfen soll, ihre Verrechnungspreisdokumentation zu vereinfachen. Die Matrix bietet eine Übersicht über alle relevanten Transaktionen innerhalb des Unternehmens und hilft, die Dokumentationspflichten zu erfüllen. Allerdings kann die Implementierung einer Transaktionsmatrix bei manchen Verantwortlichen zu voreiligen Schlüssen führen.
Viele Unternehmen könnten fälschlicherweise annehmen, dass sie mit der Erstellung einer Transaktionsmatrix alle Anforderungen erfüllen. In Wirklichkeit müssen sie jedoch auch die vollständige Dokumentation aller Transaktionen vorlegen. Daher sollten Unternehmen die Transaktionsmatrix als Teil ihrer umfassenden Verrechnungspreisdokumentation betrachten. Dabei sollte diese Matrix regelmäßig aktualisiert werden, um sicherzustellen, dass sie alle aktuellen Transaktionen und deren Details abdeckt.
Verrechnungspreise: Empfehlungen 2025 für Unternehmen
Angesichts der neuen Anforderungen sollten Unternehmen proaktiv handeln. Hier sind einige Empfehlungen, um die Herausforderungen zu meistern:
- Rechtzeitig dokumentieren: Beginnen Sie mit der Dokumentation vor der Durchführung von Transaktionen, um spätere Probleme zu vermeiden.
- Regelmäßig schulen: Schulen Sie Ihre Mitarbeitenden regelmäßig zu den neuen Anforderungen und Best Practices.
- Fachberatung hinzuziehen: Ziehen Sie externe Berater:innen hinzu, um sicherzustellen, dass Ihre Dokumentation den Anforderungen entspricht.
Fazit: saubere Dokumentation hilft gegen höhere Risiken
Die neuen Verwaltungsgrundsätze erhöhen die Anforderungen an Unternehmen erheblich. So werden die Dokumentationspflichten strenger, Nachlässigkeiten riskanter. Daher führt kein Weg mehr daran vorbei, eine saubere, aktuelle Verrechnungspreisdokumentation jederzeit für Prüfungen bereitzuhalten. Entsprechend sind Unternehmen aufgefordert, laufend ihre Prozesse zu überwachen, zu dokumentieren und gegebenenfalls anzupassen.
Wer bereit ist, diese Herausforderungen proaktiv anzugehen, profitiert von einer erheblichen Reduktion steuerlicher Risiken bei gleichzeitig besseren Prozessen und höherer Sicherheit.

Verrechnungspreis-Doku: Das ändert sich in 2025 – mit Tobias Polka
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