Die Stadt-Imkerin,
ihre Bienen
und die hsp


Mitte November überschritt die Weltbevölkerung die Marke von acht Milliarden Menschen. Unter diesem Aspekt werden Lösungen zu Problemstellungen aus den Bereichen Umwelt- und Klimaschutz, Ernährung der Weltbevölkerung und Weltfrieden immer drängender. Sich den daraus resultierenden Fragen und Aufgaben zu stellen, erfordert ein schnelles, nachhaltiges Umdenken und eine Verhaltensänderung nahezu aller Menschen. Besonders die stärksten Volkswirtschaften, Industrie- und Schwellenländer müssen ihrer Verantwortung gerecht werden.
Die hsp ist der festen Überzeugung, dass Nachhaltigkeit nicht nur ein Thema der Zukunft, sondern vor allem der Gegenwart ist. Um die Lebensgrundlage auch für zukünftige Generationen zu schützen, versucht das Unternehmen daher, seinen CO2-Fußabdruck im Hier und Jetzt möglichst gering zu halten. In ihrem Leitbild der Nachhaltigkeit berücksichtigt die hsp gleichberechtigt ökologische, ökonomische und soziale Aspekte. An dieser Stelle besonders hervorzuheben ist unter den ökologischen Aspekten die Bestäubungsleistung der Bienen und Insekten, welche unverzichtbar für das Funktionieren von Ökosystemen und somit für den Erhalt der in diesen Lebensräumen vorkommenden Organismen ist. Diese Organismen regulieren das Klima durch die Erzeugung von Sauerstoff und die Förderung von sauberem Wasser.
Der Honigbiene fällt durch ihre Bestäubungsleistung eine tragende Rolle im Erhalt der biologischen Vielfalt und der Sicherung von Nahrung für alle Lebewesen zu. Obst und Gemüse, Samen, Nüsse und Ölpflanzen – sie alle werden von Bienen bestäubt. Kaum verwunderlich also, dass die Honigbiene mittlerweile so etwas wie das Symbol für Nachhaltigkeit geworden ist. Unter anderem aus diesem Grund hat die hsp 2022 eine Bienenpatenschaft für zwei eigene Bienenvölker übernommen. Diese stehen auf einer privaten Streuobstwiese in der Nähe des Bahnhofs Othmarschen. An diesem Standort betreut die Imkerin Sylvia Linn vom HONIGWERK HAMBURG bis zu acht Bienenvölker.
Hamburg als zweitgrößte Stadt Deutschlands bietet unzählige Berufswege für junge Menschen. Die Metropole kann eine starke Wirtschaft vorweisen, dazu etliche Branchen von der Schwerindustrie über Kunst und Kultur bis hin zu IT, Software und Flugzeugbau. Wie kommt eine Frau dazu, ausgerechnet in dieser Stadt Imkerin zu werden? Seit den 1980er Jahren ist Sylvia Linn als Grafikdesignerin tätig. Im Laufe der Jahre beschäftigte sie sich immer intensiver mit dem verantwortungslosen Umgang der Werbebranche mit wertvollen Ressourcen. Es fehlte ihr in ihrem Arbeitsumfeld die Nachhaltigkeit, sowohl in materieller als auch in sozialer Hinsicht.
So entschied sie sich, ihr langgehegtes Interesse an der Landwirtschaft, Natur und Umwelt weiter zu verfolgen – und wurde Stadtimkerin. Die reine Bienenhaltung erlernte sie über einen Imkerkurs und einen Bienenpaten. In der Öffentlichkeit wuchs das Interesse am Thema Honigbiene, so kamen schnell neue Themen hinzu. So erhielt Sylvia Linn viele Angebote, Bienenvölker in privaten Gärten aufstellen zu dürfen. Da ihr besonders am Herzen lag, ressourcensparend zu imkern, stehen ihre Völker ausschließlich in den Elbvororten.
Mit Hilfe von Bienenpatenschaften konnte Frau Linn im Laufe der Jahre die Anzahl ihrer Bienenvölker auf mittlerweile etwa 40 erhöhen. Sogenannte Wirtschaftsvölker (Völker aus dem Vorjahr) und Ableger (Jungvölker) halten sich in etwa die Waage. Im Rahmen der Patenschaften übernehmen die Bienenpaten die Kosten für einen bestimmten Anteil des Honigs, welcher in den Völkern verbleibt und den Bienen zur Aufzucht der Jungbienen und zur eigenen Nahrung dient. Ein Bienenvolk produziert im Jahr bis zu 100 kg Honig. Nur ein kleiner Teil davon wird von der Imkerin entnommen, der Rest verbleibt den Bienen für ihren Eigenbedarf und zur Überwinterung.
Die Gesundheit der Bienen zu erhalten, ist für Sylvia Linn in den vergangenen Jahren stark in den Mittelpunkt der Bienenhaltung gerückt. Zunehmend sind Bienenvölker auf der ganzen Welt durch verschiedene Faktoren bedroht. Eines der größten Probleme stellt hierbei die Varroamilbe dar, ein Parasit, der die Bienen und deren Brut befällt und Krankheiten auf die Bienen überträgt. Aber auch großflächige Monokulturen und der ungebremste Einsatz von Pestiziden machen es den Bienen schwer.
Die erfahrene Stadtimkerin verantwortet die Haltung der Bienenvölker, sorgt aber auch dafür, unser aller Verständnis für die Wichtigkeit der Bienen im Ökosystem und der Imkerei als Ganzes zu erweitern. Dabei erlaubt die Honigbiene als Sympathieträger einen niedrigschwelligen Einstieg in Themen rund um den Umwelt- und Klimaschutz. Die Möglichkeit, Menschen im regionalen Umfeld zu erreichen und so direkt die Wichtigkeit einer nachhaltigen Lebensweise und des Tier- und Pflanzenschutzes vermitteln zu können, motiviert Sylvia Linn. Aus Fehlern der Vergangenheit zu lernen, gehört ihrer Meinung nach ebenfalls zu einer nachhaltigen Entwicklung, wie das ständige Überdenken und Bewerten des Prozesses zu immer mehr Nachhaltigkeit. Ein ausschließlich nachhaltiges Imkern gibt es ihrer Meinung nach nicht. Und möglichst nachhaltiges Imkern? Um dies zu erreichen, plant Sylvia Linn für ihre Imkerei HONIGWERK HAMBURG den klimaneutralen Betrieb. Die Umstellung wird vorwiegend über die Menge des geernteten Honigs erfolgen. Denn obwohl ein möglichst hoher Honigertrag noch nie das übergeordnete Ziel war, erhöht sich die CO2-Bilanz einer Imkerei über die Anzahl der zu versorgenden Völker und über den Honigertrag. Häufige Anfahrten zu den Bienenständen sowie das Schleudern, Abfüllen und Verkaufen des Honigs erhöhen die CO2-Bilanz deutlich.
Ein weiterer CO2-Treiber in der Ökobilanz einer Imkerei ist das Futter, welches die Bienen nach der Ernte als Ersatz für den Honig erhalten. Hier kann die CO2-Bilanz bereits reduziert werden, wenn darauf geachtet wird, wo und unter welchen Umständen die Zuckerrüben produziert werden, aus denen der Sirup hergestellt wird. Und je weniger Honig von den Bienen geerntet wird, desto weniger Futtersirup wird benötigt. So wurde bereits in diesem Jahr kein Honig von den Bienenvölkern der hsp geerntet. Dadurch fiel weder erntebedingt noch durch die Gabe von Bienenfutter CO2 an.
Wissenschaftler nehmen an, dass für die Bienen der eigene Honig als Ernährung gesünder ist. Doch ob es Zusammenhänge zum Bienensterben gibt, ist aktuell noch nicht belegt. Es ist zu hoffen, dass die finanziellen Mittel für die forschenden Bieneninstitute künftig nicht weiter gekürzt, sondern aufgestockt werden. Denn die Honig- und Wildbienen, ja die gesamte Flora und Fauna sind maßgeblich für unser aller Fortbestand unerlässlich. Und so ist es wichtig, dass jeder von uns etwas tut – und sei es im Kleinen. Daran wirken unsere Bienen, Sylvia Linn und die hsp im Rahmen ihrer Bienenpatenschaft nachhaltig mit.