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Credit Titelbild: Adobe Firefly
KI ist überall. KI – die Künstliche Intelligenz – dominiert mittlerweile seit geraumer Zeit die Schlagzeilen. Auch die Steuerberatungsbranche bleibt nicht verschont. Aber was bedeutet KI in der Steuerberatung? Werden Steuerberater:innen bald von KI-Programmen ersetzt? Wir haben Jan Dobinsky gefragt, denn der diplomierte Wirtschaftsjurist beschäftigt sich schon länger mit den Möglichkeiten, die KI-Lösungen in der Steuerberatung bieten. Und wie die Branche mit dem Thema KI umgehen sollte.
Jan Dobinsky, Experte auf dem Gebiet der KI und KI-Tools, interessiert sich seit einigen Jahren verstärkt mit der Verbindung von Steuern und IT. Seit dem enormen Hype um KI-Technologien und -Dienstleistungen Ende 2022 beschäftigt er sich intensiv mit der Aufgabe, die Integration von KI in die Steuerberatung voranzutreiben. Trotz der noch vorherrschenden Zurückhaltung der Mehrheit, was die Nutzung von KI in der Steuerberatung angeht, sieht er den Bereich als eine spannende Nische an. Aktuell legt er seinen Fokus darauf, Menschen mit geringem Vorwissen über KI in Verbindung mit Steuerberatung abzuholen und sie schrittweise mit den Anwendungsmöglichkeiten und rechtlichen Aspekten vertraut zu machen.
Ein zentrales Thema bildet dabei die Integration von KI-Tools wie ChatGPT als persönliche digitale Assistenten für den Alltag. Jan betrachtet dabei die KI-Tools als Werkzeuge, die unterm Strich die Arbeit erleichtern und Zeit sparen sollen. Es geht also nicht darum, die Arbeit der Steuerberater:innen zu ersetzen oder gar Expertisen überflüssig zu machen. Auf dem Markt konkurrieren dabei Giganten wie Microsoft mit der Lösung Copilot oder Google mit Gemini. Jan nutzt aktuell hauptsächlich ChatGPT, eine Entwicklung des US-amerikanischen Unternehmens OpenAI, Inc. Der größte Investor des jungen Unternehmens ist Microsoft. Dessen Integration von Copilot in den Suchmaschinendienst Bing findet Jan spannend. Auch das Zusammenspiel mit den Anwendungen Word, Excel oder PowerPoint betrachtet er Richtung Zukunft als interessant. Doch aktuell lässt die Qualität der Ergebnisse seiner Ansicht nach zu wünschen übrig.
KI-Ergebnisse hängen von den Prompts ab und sind nicht immer zuverlässig
Die Frage der Qualität beschäftigt aktuell viele Menschen, die KI-Lösungen im professionellen Bereich verwenden möchten. Schließlich geht es häufig um den geschäftlichen Erfolg, da sind peinliche Fehler und mangelhafte Textqualität nicht erwünscht. Sind KI-Tools also am Ende Zeitfresser statt Zeitsparer? Gerade bei komplexen Sachverhalten dauert es eine Weile, dem KI-Tool die notwendigen Befehlsketten mitzugeben. Aus Jans Sicht sind KI-Technologien wie ChatGPT keine Allzweckwaffe, die für jede Aufgabe geeignet ist. Allerdings spielen sie in bestimmten Bereichen, wie der schnellen Informationsbeschaffung aus komplexen Dokumenten, ihre Stärken aus. Gerade bei komplexen Fachthemen sollten Nutzer:innen immer wieder hinterfragen, ob die von der KI gelieferten Ergebnisse wirklich korrekt sind.
Entsprechend sollen KI-Werkzeuge nicht die gesamte Arbeit selbst erledigen. Jans Ansicht nach helfen die Tools ihm, effizienter zu arbeiten. Er definiert das Ziel, er definiert den Weg – nur bewegt er sich mithilfe der neuen Technologie schneller. KI-Dienste wie ChatGPT können zudem eine wertvolle Ergänzung zu Suchmaschinen wie Google darstellen. Nicht nur das, langfristig könnten KI-Chatbots die klassische Suchmaschine ersetzen. Parallelen existieren bereits heute, Stichwort „longtail search“, also die Suche mit ausführlichen Suchformulierungen. Je genauer die Sucheingabe, desto genauer ist auch das Suchergebnis. Genauso verhält es sich beim Prompten, also bei der Eingabe der Frage oder Aufgabe in einen KI-Chatdienst.
Auswirkungen von KI auf SEO werden zu spüren sein – aber wie stark?
Dass die KI-Entwicklung massive Auswirkungen auf den Bereich der Suchmaschinenoptimierung (SEO) haben wird, sehen Fachleute bereits als Tatsache an. Schon jetzt arbeiten die Suchmaschinen bei der Indexierung von Websites mit KI. So ist von einem möglichen Plan bei Google zu lesen, bei dem die ersten Suchergebnisse durch Anzeigen gekauft werden, während die Plätze dahinter durch Suchergebnisse von Googles mächtiger KI-Entwicklung Gemini platziert werden sollen. Dies würde massive Auswirkungen auf die SEO haben, da Unternehmen sicherstellen müssen, dass ihre Websites für KI-gestützte Suchanfragen relevant sind. Jan merkt an, dass sich der SEO-Bereich so oder so in den vergangenen Jahren von unseriösen Methoden wegentwickelt habe, da der Google-Crawler immer strengere Kriterien ansetze. Die nächste KI-Generation wird also keine völlig neue Art der Ergebnisermittlung bedeuten, sondern eine Weiterentwicklung. Von den Website-Betreibenden werde daher noch mehr Relevanz, noch mehr Substanz kommen müssen.
Nun jedoch zu einer wirklich wichtigen Frage: Verwendet der Fachmann bei der Verwendung von KI Höflichkeiten wie „Bitte“ und „Danke“? Jan lacht und merkt an, dass er es nicht für nötig halte, höflich zu sein, da die KI nur auf mathematischen Algorithmen basiert. Schließlich möchte er schnell zum Ergebnis kommen. Allerdings sagt Jan einige Minuten später: „Dann gehe ich langsam in die Feinjustierung mit den nächsten Prompts, dass ich dann sage: okay, etwas informeller bitte – und bitte duzen.“ Dabei geht es darum, wie KI immer nuanciertere Anweisungen verarbeiten kann, z. B. die Bitte, einen Text freundlicher oder bestimmter zu verfassen. Jan merkt an, dass viele Menschen noch nicht erkennen, wie vielseitig KI bereits ist und welche spezialisierten Anwendungen damit möglich sind.
KI-Funktionen werden mit der Zeit zur Selbstverständlichkeit – auch in der Steuerberatung
Wie sieht Jan die Integration von KI in Arbeitsprozesse? Jan erzählt, dass Programmierer bereits KI-Tools in ihre Arbeitsabläufe integriert haben, Programmcodes nach Fehlern durchsuchen zu lassen. In anderen Bereichen wie der Rechtswissenschaft sei die Nutzung von KI dagegen noch nicht selbstverständlich. Allerdings ist Jan davon überzeugt, dass dies nur eine Frage der Zeit ist. Dabei geht es um die generelle Akzeptanz von neuen Technologien am Arbeitsplatz. Jan zieht einen Vergleich zur Einführung des iPads, das viele Menschen zunächst für überflüssig hielten.
Kaum jemand verstand auf Anhieb, was man mit diesem Ding anstellen sollte. Daher nahmen zunächst die Poweruser die neue Technologie in Beschlag. Erst nach und nach setzte sich das Tablet schließlich durch. Genauso sieht Jan die Entwicklung bei KI-Tools, besonders in vorhandenen und verbreiteten Programmen wie Outlook, Word und Excel. Ein gewaltiges Potenzial sieht Jan beim Thema Datenanalysen. Der Einsatz von KI wird die Verarbeitung von Massendaten revolutionieren. Sowohl Steuerberater:innen als auch Finanzbehörden werden KI-basierte Technologien nutzen, um Dokumente zu erstellen oder zu prüfen.