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Ein Kommentar von Paul Liese
Vor ein paar Wochen war ich mit dem Auto unterwegs. Mitten in Europa auf dem Weg zurück nach Hamburg. Und habe darüber nachgedacht, warum ich eigentlich nicht mit der Bahn fahre. Klar, ich fahre mit dem Auto – weil ich es mir leisten kann. Und genau da kam der Gedanke, der jetzt oben als Überschrift über diesem Text steht.
Ich könnte das Ganze hier jetzt abkürzen und all das bereits Bekannte bestätigen: Es ist Mindset. Es fängt beim Verzicht auf Verpackungen an. Ist es mir wichtig, achte ich darauf, wie meine Lebensmittel verpackt sind. Ist es mir egal, ist die überquellende Wertstofftonne auch egal.
Alternative abwägen motiviert nicht unbedingt
Wir kommen der Sache näher: Es geht um Verzicht – da haben wir das Zauberwort. Bin ich bereit, auf etwas zu verzichten, damit es meiner Umwelt dient? Auf den ersten Blick hätte ich im konkreten Fall auf gar nicht so viel verzichten müssen. Aber nur auf den ersten. Bei genauerer Betrachtung hätte ich sehr wohl eine Menge in Kauf nehmen müssen, hätte ich mich statt hinters Steuer in einen Zug gesetzt:
Ein paar Umsteigevorgänge. Geplante und ungeplante.
Das Risiko, dass die Bahn zu spät kommt.
Oder dass ich meinen Anschluss verpasse.
Dann der Ärger, weil ich um des besseren Preises Willen ein Ticket mit Zugbindung genommen habe. Eigentlich kein Ärger, allerdings wieder etwas, um das sich jemand kümmern muss: Erklärung, Bestätigung, Dokumentation – und dann muss ich vor Ort das Meeting vor dem Ende verlassen, weil es etwas länger dauert als geplant. Ich möchte gar nicht davon sprechen, was los ist, wenn der gebuchte Zug ausfällt.
Dann die letzte Meile. Die Strecke vom Endbahnhof zur Wohnung. Mit dem Taxi – um die Uhrzeit fährt ja nichts mehr.
Ach, und das ganze Gepäck. Bei jedem Umsteigevorgang mitschleppen. Passt das alles in die Bahn? Ins Taxi? Und wie bringe ich es in der Bahn unter, dass ich es durchgehend im Auge behalten kann?
Fragen über Fragen. Allerdings bin ich trotz allem bereit, dem eine Chance zu geben – so wie es viele tagtäglich tun. Also, was steht dem Ganzen gegenüber? Wenn die Bahn pünktlich fährt, die Anschlüsse ohne Zwischenfälle klappen, erwarten mich einige Vorteile – oder Vorzüge? Ein entspanntes Fahren, ein gutes Buch lesen, etwas schlafen. Die Landschaft an sich vorbeirauschen sehen. Wobei: das könnte ich als Beifahrer im Auto auch alles. Während der Fahrt herumlaufen, das kann man im Auto nicht. Zumindest sollte man es unterlassen.
Vieles ist Ansichts- und Einstellungssache
Nicht zum ersten Mal im Leben komme ich zu dem Schluss: Der Weg zur Antwort führt nur über das Ausprobieren. Erfahrungen sammeln. Und vielleicht auch etwas Back-2-the-Roots. Denn mal ehrlich: Waren lange Fahrten nicht früher immer normal mit der Bahn? Genau das habe ich am E-Auto-Fahren lieben gelernt. Das Entschleunigende. Na gut, die Beschleunigung bei einem E-Auto bringt mir auch eine Menge Freude. Allerdings entschleunigen die Ladepausen, da man eben nicht mehr fünf, sechs oder mehr Stunden durchfährt. Und auf der Autobahn überlege ich es mir zweimal, ob ich durch eine zu hohe Reisegeschwindigkeit meinen Akku leersauge.
Fun Fact: Wer von Ihnen hat in seinem Benziner oder Dieselauto ein Navi, welches gleich die Tankstopps, die Dauer der Tankpausen und die Menge des benötigten Sprits berechnet? Wird mir im E-Auto alles unaufgeregt und übersichtlich mitgeteilt. Inkl. der Informationen zu Restaurants, Sehenswürdigkeiten und weiteren interessanten Orte rund um die Ladestationen. Andererseits reicht die halbe Stunde Ladezeit meistens nicht aus, sich groß was anzusehen. Wobei ich gern zugebe, dass nicht in jedem E-Auto dieser Leistungsumfang verfügbar ist.
Wie lautet also die abschließende Antwort auf die Frage, die über diesem Text steht? Für mich persönlich lautet sie: Nein. Nachhaltiges Verhalten ist nicht nur etwas für Gutsituierte. Allerdings räume ich auch ein: Je besser situiert, desto größer ist der Hebel, durch nachhaltiges Verhalten einen Beitrag zu leisten. Oder wie sehen Sie das?
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